(Meine Auseinandersetzung mit Ton - Erde)
Unweigerlich wurde ich von der Erde angezogen. Die Auseinandersetzung mit Erde erforderte gleichzeitig eine Auseinandersetzung mit mir selbst. Wer herrscht über wen? Wie weit befinde ich mich in meiner Mitte? Wie komme ich von der Vorstellung zu einem Resultat? Zu Beginn tat der Ton was er wollte, nicht dies oder jenes, was ich mir vorstellte.
Meine Aufgabe war es zunächst, die Oberhand über die Urgewalt und dessen Umdrehung zu gewinnen. Das Innere nach Außen ins Material zu übertragen. War ich nicht in meiner Mitte, konnte ich das Material nicht zentrieren. Am Anfang gibt die Erde den Ton an. Sie bestimmt die Richtung. Der Wille kann aber das Material gefügig machen?
In Unterstützung mit körperlicher Kraft, konnte ich zunächst das Material und die Umdrehung erahnen. Das Zentieren des Tons gelang erst mehr durch Kraft. Je mehr Auseinandersetzung mit dem Material stattfand, desto mehr verwandelte sich die Kraft in eine leichtere Bestimmung. Der Ton bestimmte nicht mehr mich, sondern ließ sich langsam durch mich bestimmen. Eine Freundschaft, zwischen mir und dem Material, begann. Durch die stetige Arbeit mit meinem Freund Ton wuchs diese Freundschaft beständig. Irgendwann ließ diese Freundschaft dann ein Miteinanderspielen zu. Es entstand Höhe, Weite, Enge, Größe... Die Regeln des Spiels waren noch sehr in ihren Grenzen gefangen. Es entstand dabei die ein oder andere Form. Gewollt - ungewollt - Bewußt - unbewußt.
Nach dem Spiel innerhalb von Regeln, folgte ein langer Weg- Der Weg zu einer stimmigen, gewollten, bewußten Form. Das Auge kontrollierte zunächst die Form. Das Gefühl war dabei noch sehr im Hintergrund. Durch viel Übung und die daraus entstandene Sicherheit, begann sich das Gefühl in den Vordergrund zu schieben. Die Sicht auf die Form verlohr die Priorität und begann sich zugleich mit dem Gefühl für die Form zu vereinen. Ein für mich stimmiges Gefäß entstand. Um dieses Gefäß in Leichtigkeit und Freude immer wieder ins Leben zu rufen, bedurfte es beständiger Übung. Irgendwann ging die Form des Gefäßes in Fleich und Blut über. Ohne viel Mühe oder Konzentration fanden die Hande immer wieder diese eine, stimmige Form. Das Auge diente lediglich ab und an noch als Sicherheit. Ich konnte einen meditativen Zustand bei der Erschaffung dieser Formstimmigkeit erreichen. Die Kontrolle setzte aus. Das Tun der Hände wurde zu einer fließenden "Gleichförmigkeit".
Als ich diesen Zustand der stimmigen Form errreicht hatte, fiel es mir schwer, diese Form wieder loszulassen, um neue Gefäßformen zu drehen. Ich dachte oft bei der Suche nach neuen Formen: "Ja nun ist sie gut. Jetzt fühlt sie sich auch gut an." Das Auge teilte mir dann aber mit: "Ha erwischt, das ist die alte Form, die du als stimmig wiedererkennst." In Bezug auf mein Leben kenne ich diese Situation sehr gut, denn wenn ich schon neue Wege gehen wollte, bin ich, ohne es zu bemerken, nach alten Regeln vorgegangen. Wie aber konnte ich dann davon ausgehen, dass ich damit ein neues Ziel erreichen könnte? Erst nach einer gewissen Strecke des Weges habe ich erkannt, dass es, um neue Wege zu gehen oder neue Formen zu erschaffen, auch anderer Vorgehensweisen bedarf.- Ich, für mich, habe erkannt, dass es zuerst eine neue unvoreingenommene Sicht auf das Angestrebte bedarf. Altbekanntes darf stehen bleiben. Loslassen können erfordert erneute Übung und Mut. Das Altbekannte ist leicht zu erschaffen, im Gegensatz zu etwas Neuem, Unbekannten.
Heute steht für mich nicht mehr die Erschaffung einer perfekten, stimmigen Form im Vordergrund meiner Arbeit, sondern der Durchbruch.
Die erschaffene Form wird in filigraner Handarbeit ausgeschnitten, um Undurchsichtiges durchsichtig zu machen.
Licht und Schatten steht dabei im Vordergrund. Grafische, sowie verspielte Muster ermöglichen mir dabei ein breites Spektrum an Schattenbildern, eine Faszination, die ich mit meinen Mitmenschen teile.....
Heike Panzer
© 2008 - 2011 herzensflut.de - impressum